Helen Pynor mit zweitem Kunstprojekt in Dresden

Die Arbeiten der in England und Australien lebenden Foto- und Videokünstlerin Helen Pynor sind keine leichte Kost. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich intensiv mit der Grenze zwischen Leben und Tod und Fragen wie „Wann beginnt Leben und wann endet es?“.

Fast genau ein Jahr nach Ihrem ersten Projekt war Helen Pynor für ihre nächste Arbeit zwei Tage in unserem Studio und fotografierte sehr aufwändige Makroaufnahmen.

Im Jahr 2016 arbeitete sie an ihrem bereits veröffentlichten Werk „The End is a Distant Memory“.
Für die Fotoaufnahmen unterstützten wir Helen Pynor bei der Umsetzung. Die Filmsequenzen entstanden in Zusammenarbeit mit dem Team 3. Etage Filmproduktion und wurden im High-Speed-Modus aufgenommen.

The End is a Distant Memory
Hier geht es zum Film „The End is a Distant Memory“

Weitere Informationen, Bilder und Einblicke in die Ausstellung gibt es auf der Internetseite von Helen Pynor.

Mario Pfeifer im Mietstudio Dresden für sein neustes Kunstprojekt

Video- und Fotokünstler Mario Pfeifer drehte im Mietstudio Sachsen Interviews für sein Kunstprojekt „Über Angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen / Deutschland“

Der bekannte Video- und Fotokünstler Mario Pfeifer war zwei Tage aktiv in unserem Dresdner Studio und interviewte neun Personen der Zeitgeschichte.

Zu sehen ist die Videoinstallation in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Zum Projektinhalt ist zu lesen:

„Leider ist das alles nicht so einfach. Rechts-, Mitte-, Links-Populismus, post-faktisches Zeitalter, gespaltene und manipulierte Gesellschaften – das fühlt sich an wie eine apokalyptische Abwärtsspirale, doch apokalyptische Gefühlslagen helfen nicht. Spaltung hilft nicht. Fakt ist: Was heute manche erschüttert, macht andere heiter und mutig. Wo aufkommende Regierungsformen bei den einen Fluchtinstinkte wecken, sehen sich andere endlich repräsentiert. Wo elaborierter Kritik der Sauerstoff ausgeht, kommen ungehörte Stimmen zu neuem Volumen.
Doch verarscht fühlen sich am Ende vielleicht alle. Rechtsruck? Linker Widerstand? Rationalität der Mitte? Verfangen in alten Politik- und Glaubenssystemen, zünden Leute quer durch die mentalen Spektren Konfliktlinien im Gemeinsinn an, die antagonistische Dämonen beschwören.

Mario Pfeifer ist einen anderen Weg gegangen. Er hat neun Personen in Interviews den Raum gegeben zu sprechen. Jeder bekommt die gleichen Fragen gestellt, jeder hat denselben medialen Raum und die gleiche Zeit. Die Personen bleiben anonym, ihre Funktionen werden nicht angegeben, doch schnell wird klar: Die da sprechen, kommen weitgehend aus Sachsen, haben Pegida mitbegründet, sind Gewerkschaftler oder Bürgermeisterin einer Kleinstadt, besorgter Unternehmer oder Islamkritikerin, Psychoanalytiker oder Konfliktforscher. Alles ernsthafte Menschen, die der Kamera ihre nachvollziehbaren Gedanken über die deutsche Gegenwartsgesellschaft mitteilen, Erzählungen über ihre Enttäuschungen und Einsichten, über ihr Engagement und ihre sozialen Hoffnungen. Keine Agitation, kein Populismus, stattdessen Menschen, die konzentriert und in Ruhe reden.

Mario Pfeifer Ausstellung
Der Eingangsbereich der Ausstellung von Mario Pfeifer im Museum bietet Einblicke in das Mietstudio in Dresden.

Wie man das findet, was da gesagt wird? Zeigt sich beim Zuhören. Die politische Meinung – nicht immer leicht – ist eine Eigenleistung der Aufmerksamkeit. Betrachten heißt Mitdenken. Neun Stunden lang, face to face. Keine Like-Buttons, keine Twitter-Abkürzung für Ausführungen, die ihre Zeit brauchen, kein schneller Ein- und Ausstieg im Zapping durch (un-)sympathische Weltbilder und Meinungsvorlagen. Mario Pfeifer schafft einen demokratischen Raum aus der Zeit unverkürzter Rede und dem Nacheinander von Perspektiven, die sich hier nicht so einfach polarisieren lassen. Sein Film ist ein Beitrag zur politischen Bildung und Meinungsfindung angesichts sich verschärfender Sprachlosigkeit und Abschottung in einem Moment, da Realitätsbehauptungen brutaler und Dialoge immer irrationaler werden.

Pfeifers Projekt scheint Konsequenzen aus der Beobachtung zu ziehen, dass die Bestrebungen linker Politik und künstlerischer Kritik augenscheinlich immer weniger solidarische Landgewinne zu vermelden haben und schlimmstenfalls gesellschaftliche Aufspaltungsprozesse beschleunigen statt bremsen. Weil sie jenseits der eigenen Lebens- und Glaubensinseln wenig wahr- und ernst nehmen? Weil sie Offenheit und Meinungspluralität behaupten, aber nicht ausbuchstabieren? Weil wir verlernt haben, dass ein Gemeinwesen sich selber zuhören muss, um das ganze Ausmaß seiner inneren Differenzen zu verarbeiten und seine möglichen Brüche zu verstehen?

„Über Angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen / Deutschland“ ist im Auftrag von Kirsa Geiser für Mario Pfeifers Einzelausstellung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig entstanden, die am 8. Januar zu Ende geht. Bei KOW zeigen wir Pfeifers Film für unbestimmte Zeit. Das vollständige Filmmaterial findet sich außerdem HIER.“

Abschließend einige Impressionen des eindrucksvollen Aufbaus für die Interviews.

Gefilmt wurde mit sehr langbrennweitigen Objektiven.

 

Gut zu wissen, dass die Technik in unserem Studio 24 Stunden überwacht wird.
Gut zu wissen, dass die Technik in unserem Studio 24 Stunden überwacht wird.